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Entstehung der Kumpanja Feuertänzer

Mižto Aljan, werter Gast!

Komm heran! Es ist nicht verwunderlich, dass die warmen Flammen und der Gesang dich in unser Lager gelockt haben. Nun leiste uns auch etwas Gesellschaft! Setz dich zu uns und trink einen Krug Pivo mit uns, bevor du wieder gehst.

Du möchtest wissen, woher wir kommen? Dafür muss ich etwas ausholen.

Beinahe 500 Sommer sind vergangen, seit die Kumpanja Feuertänzer Ihren Anfang nahm.

Es begann in einem der längst vergangenen Länder im Osten der Welt. Der Name des Landes ist schon lange vergessen, denn seine Einwohner verstreuten sich in alle Winde, als Krieg und Hunger die Heimat zerstörten.

Auch die Eltern eines kleinen Jungen Namens Yacub machten sich mit Ihrem Sohn auf den Weg, um dem Elend um sie herum zu entkommen.

Bis auf ein paar wenige Habseligkeiten ließ die Familie alles zurück, was nicht unbedingt notwendig war, in der Hoffnung, anderswo ein neues Leben aufzubauen. Das einzig Wertvolle, von dem sie sich nicht trennen konnten, war eine Kette mit einem Feueropal. Ein altes Erbstück der Familie, das der Legende nach von einer Maeni, einer Magierin, wie ihr sagen würdet, mit echtem Feuer gespeist worden war, das niemals verlöschen sollte, solange es die Familie gab. Solange dieser Opal im Familienbesitz bliebe, so sagte man, würde immer mindestens 1 Familienmitglied alle Gefahren überdauern und die Familie würde fortbestehen.

Nun war es in diesem Lande üblich, dass in Kriegszeiten jeder Junge, der groß genug war ein Schwert zu halten, in den Kriegsdienst berufen wurde. Yacub und seinen Vater machte das zu Deserteuren und so mussten sie sich während ihrer Flucht immer wieder vor den Soldaten verstecken, die Tag und Nacht das Land durchstreiften.

Sie hatten gerade den Grenzfluss zum sicheren Nachbarland erreicht, als sie erneut auf eine Gruppe Soldaten trafen.

Schon von Weitem hörte man den donnernden Hufschlag der Reittiere auf der entfernten Brücke und Yacubs Eltern war klar, dass ein gemeinsames Entkommen unmöglich wäre.

So nutzte seine Mutter die letzten Momente vor dem Eintreffen der Reiter, um Ihrem Sohn die wertvolle Kette um den Hals zu hängen. „Lauf“, flüsterte sie, „schau nicht zurück und bleib niemals stehen“.

Dann ergriff sein Vater, ohne zu zögern, die einzige Möglichkeit den geliebten Sohn zu retten und stieß ihn in die dunklen Wasser des Flusses. Yacub wurde sofort von den reißenden Fluten erfasst und der Fluss trug ihn so rasch davon, dass er nicht mehr mit ansehen musste, wie der Kopf seines Vaters ins Gras fiel und den Boden ringsum rot färbte. Doch die letzten Worte seiner Mutter würden ihn und seine Nachkommen noch für sehr lange Zeit leiten.

 

Als Yacub sich nach einiger Zeit endlich ans Ufer retten konnte, war er so erschöpft, dass er ohnmächtig zusammenbrach sobald seine Hände und Knie den Boden berührten.

Als er erwachte lag er in einem weichen Bett, und obgleich noch sein ganzer Körper von den Strapazen der Reise schmerzte, so merkte er doch, dass die Prellungen und Schürfwunden versorgt worden waren. Verwundert sah er sich um und stellte fest, dass neben seinem Bett ein karges Mahl aus etwas Käse, einem kleinen Stück Butter und ein paar Fladen Brot bereitgestellt war. Daneben stand ein Becher Milch und ein großer Krug Wasser.

Erst jetzt bemerkte Yacub den brennenden Durst und mit mehreren großen Schlucken leerte er den halben Krug. Als er sich schließlich im Zimmer umblickte, stellte er fest, dass er in einer einfachen und kleinen Kammer lag. Ein Bett, ein kleiner Tisch, ein Stuhl und eine Truhe füllten den Raum fast gänzlich aus. Auf dem Stuhl saß eine, bereits etwas in die Jahre gekommene, Frau, die Yacub freundlich anlächelte.

Es stellte sich heraus, dass sie und ihr Mann den kleinen Yacub am Flussufer gefunden und ihn aus Mitleid mit nach Hause genommen hatten. Sie hatten ihn gepflegt und über ihn gewacht und obwohl sie nicht viel besaßen, hatten sie das wenige was Ihnen blieb mit ihm geteilt. Yacub, der gerade erst beide Eltern verloren hatte und nicht wusste wohin er gehen sollte, bat verzweifelt darum, noch eine Weile bleiben zu dürfen.

Der Mann, der ihn so freundlich aufgenommen hatte, war ein Schmied, der durch sein bereits fortgeschrittenes Alter eine Hilfe in der Schmiede gut gebrauchen konnte. Er beschloss, dem Flehen des Jungen nachzugeben, und ihn als Lehrling bei sich aufzunehmen.

Yacub war fleißig und, wie die meisten Čitani, nicht unbegabt in handwerklichen Dingen und tat sich bald als äußerst talentierter Schüler hervor. Er lernte schnell und nach einigen Jahren stellte sein Ziehvater und Lehrmeister voller Erstaunen fest, dass es nichts mehr gab, was er dem Jungen hätte beibringen können. Im Dorf hatte Yacub längst den Beinamen Yáki Čigan, der Feuertänzer, da es beinahe so wirkte als würde er mit den Flammen des Schmiedefeuers tanzen.

Doch Yáki wurde bald ruhelos. Die Worte seiner Mutter spukten ihm immer wieder durch den Kopf und er hatte das Gefühl, schon viel zu lange an einem Ort zu verweilen.

Da das seinem Ziehvater nicht verborgen blieb, bat er den heranwachsenden Yacub eines Tages zum Gespräch. Er dankte ihm für seine Hilfe und für die gute Arbeit der letzten Jahre, doch er sagte ihm auch, die Zeit sei nun gekommen, die Schmiede zu schließen und sich zur Ruhe zu setzen, und Yáki, nun, sein Talent sei ihm nicht für ein kleines Dorf im Grenzland gegeben worden, sondern für die ganze Welt.

Yacub stimmte dem Alten zu, wenn auch schweren Herzens, und er erbat, noch ein letztes Mal das Schmiedefeuer anfachen zu dürfen, bevor er sich auf die Reise begab.

Gern gewährte sein Meister ihm diesen Wunsch, und Yáki schmiedete sich ein Schwert, in dessen Knauf er den Feueropal seiner Familie einließ, um sich auf seinen Wegen verteidigen zu können.

Dieses Schwert wurde sein Meisterstück und wo immer Yáki auftauchte wurden seine Schmiedekünste geschätzt und bewundert. Bald eilte ihm sein Ruf voraus und wenn er irgendwo ankam, hatten die Leute längst von ihm gehört. Vielerorts standen die Menschen auf den Straßen, um ihn mit allerlei Schmiedearbeiten zu beauftragen.

Durch seinen Ruf als Meister seines Fachs mangelte es ihm an nichts, und das Leben als fahrender Handwerker, Künstler, wie man ihn mancherorts nannte, machte ihn glücklich und frei. Für nichts war er bereit, dieses Leben wieder einzutauschen und sesshaft zu werden, denn er wusste, dass ihn über kurz oder lang das Fernweh einholen würde.

Auch die Liebe konnte ihn nicht lange halten, obwohl er auf seiner Reise eine junge Frau namens Romira kennenlernte, die es schaffte ihn mit Schönheit und Witz in ihren Bann zu ziehen. In ihrer Stadt blieb er einige Wochen, länger als er jemals zuvor irgendwo verweilt hatte. Und obwohl er sie aus tiefster Seele liebte und viele Nächte mit ihr geträumt hatte, so spürte er doch bald das alte Fernweh, das nach und nach zu einem brennenden Schmerz wurde.

Als er eines Morgens sein Hab und Gut zusammenpackte und das Dorf verlassen wollte, wurde er allerdings von seiner Liebsten und ihrer feurigen Seele überrascht. Er hatte nicht daran geglaubt, dass sie ihn begleiten würde, wenn er sie bäte, doch als er gerade das Stadttor passierte, hörte er ihre Stimme, die nach ihm rief.

Im ersten Moment glaubte er, sie wolle ihn aufhalten, doch dann bemerkte er das große Bündel, das an einem Stock über ihrer Schulter baumelte. Sie holte ihn rasch ein, und schenkte ihm ihr fröhlichstes Lächeln. Statt der Vorwürfe, die er erwartet hatte, kam sie ihm mit Abenteuerlust und Tatendrang entgegen und während Yáki noch nach versöhnlichen Worten sann, um ihr sein Fortgehen zu erklären, nahm sie bereits seine Hand und zog ihn mit sich. Weg von der Stadt, in Richtung der goldenen Felder. In Richtung des dichten Waldes, der dahinter lag. In Richtung Freiheit.

Yáki und Romira waren dem Pfad der Freiheit gemeinsam gefolgt und bekamen 4 Kinder, die mit Ihnen reisten. Als diese älter wurden wuchs die Familie weiter und so entstand die Kumpanja Feuertänzer. Sie alle folgten den Worten, die Yákis Mutter ihm mit auf seinen Weg gegeben hatte. Sie liefen, schauten nicht zurück und blieben niemals stehen. Und diesen Worten folgen wir noch heute.